Gedenkstätte Kaprun

Gedenkstätte Kaprun für die Opfer der Brandkatastrophe vom 11.11.2000

Für die 155 Opfer des Seilbahnunglücks vom 11. November 2000 wird eine Gedenkstätte am Kitzsteinhorn errichtet. Der vorliegende Entwurf eines Gebäudes,

das unterschiedlichsten Nationen und Konfessionen gerecht werden soll, stellt unseren Beitrag zur Ideenfindung dar und wurde zum Siegerprojekt gewählt.



Leistungsumfang

  • Entwurf
  • Teilnahme Wettbewerb
  • Webbasierte Präsentation deutsch / englisch
  • Modellbau   M1/500   M1/20

Anforderung

  • Einfügen des Baukörpers in die Topografie
  • Gedenkort konfessionslos international


Unser Büro hat den Wettbewerb 2003 gewonnen und wird von der Gemeinde Kaprun mit der Realisierungsplanung beauftragt- Fertigstellung 2004


  • Objektplanung LP 1-5
  • künstlerische Oberleitung LP 6-8
  • Entwurfs- und Detailplanung, Ausführungsplanung
  • gestalterische Objektüberwachung



Konzept

Das Gebäude ist so konzipiert, daß es sich ohne wesentliche Veränderung der Topographie in das Hanggrundstück einfügt und eine barrierefreie Erschließung gesichert ist. Der Entwurf ist zeitlos streng, mit den Mitteln des Minimalismus angedacht, um einen Ort der inneren Einkehr zu schaffen. Der Raum schöpft seine Kraft aus der Reduktion. Die Lichtführung unterstützt zusätzlich die Kontemplation. Im Wesentlichen wird die Gestaltung also durch die (als Referenz eines Unglücksopfers geltenden) individuellen Gläser und das daraus resultierende Licht im Innenraum erlebt. Die durch künstlerische Bearbeitung erzielte Differenziertheit jeder einzelnen Scheibe ist gewollt, um die Verschiedenartigkeit der einzelnen Personen, welchen die jeweiligen Glastafeln gewidmet sind, zu wahren und begreiflich zu machen.


Gestaltung Aussenraum

Die Erschließung erfolgt vom Parkplatz und über eine ebene barrierefreie Rampe, welche sich mit einer Natursteinwand vom Gelände absetzt, ebenso wie der Sockel des Gebäudes. Vor dem Gebäude wird ein durch niedrige Sitzmauern eingefaßter Platz erschlossen, der zum Verweilen und zur Einstimmung auf die persönliche Andacht einlädt. Durch die Berücksichtigung des angrenzenden Wandersteigs werden auch zufällige Begegnungen mit der Gedenkstätte ermöglicht und gefördert. Der Platz ist im Entwurf mit 155 Platten gestaltet, welche an die Zahl der Opfer erinnern. Das Raster ist bewußt so gewählt, daß ein Feld mehr für die Pflanzfläche eines Kirschbaumes, als Symbol der Hoffnung, frei bleibt.


Gestaltung Gebäude aussen

Das Gebäude aus Sichtbeton wird über einem Natursteinsockel errichtet, der das Gebäude mit der alpinen Natur verzahnt. Der einfache schmale Kubus weist an den Längsseiten (L=26,10 m) 14cm schmale Glasstreifen zwischen 320 cm hohen Betonlamellen auf und wird im Osten durch einen Türschlitz mit Glasoberlicht erschlossen. Die Schmalseite (B=460 cm / H= 486 cm) im Westen birgt eine kleine Fensteröffnung welche einen Sichtbezug aus dem Gebäude zur Rampe und Tunneleinfahrt der Unglücksstelle herstellt.


Innenraum

Man betritt einen Vorraum, der die Windfangfunktion übernimmt und Platz für eine Gedenktafel an der Wand bietet. Durch zwei seitliche Durchgänge erschließt sich der Andachtsraum der im wesentlichen durch die zwei Längswände geprägt wird, welche insgesamt 155 schmale Glasstreifen zwischen schlanken Pfeilern (vertikale Lamellen) aufweisen. Jeder Lichtschlitz steht als Symbol für ein Leben. Die einzelnen Glasschlitze sind jeweils einer bestimmten Person gewidmet und mit Namen versehen. Platz für das Aufstellen einer Kerze steht in jeder Glasnische zur Verfügung. Der Kerzenschein ist von außen wahrnehmbar. Durch die Nischen wird ein minimaler persönlicher Andachtsraum innerhalb der Gedenkstätte geschaffen. Die Glasstreifen werden in verschiedenen Farben gestaltet. Das Thema Bildmaterial bzw. Foto soll in einem getrennten Buchprojekt als Gedenkschrift realisiert werden. Zwischen den Durchgängen ist eine Wandscheibe, welche zugleich Stellwand für eine Konsole zum Auflegen der Gedenkschrift sein wird, die im Andachtsraum betrachtet werden kann. In der Raumachse stehen Sitzbänke aus Holz zur Verfügung.


Glaskunst

Die Verschiedenfarbigkeit der künstlerisch hergestellten Glasunikate soll der Individualität der verschiedenen Menschen Rechnung tragen, welche durch die Katastrophe an diesem Ort vereint wurden. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, Farben zuzuweisen, ohne selbst eine Festlegung zu treffen, haben wir uns an einen Aspekt erinnert, welcher im chinesischen Horoskop mit den Energien der fünf Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser in Beziehung steht. Danach wird jedem Geburtsjahr ein solches Element zugewiesen. Da die Geburtsdaten jedes Opfers für die Beschriftung der Glasfelder bekannt sind, ist es also möglich, einen entsprechenden Farbton (z.B. Feuer - rot) zuzuweisen. Die Aufteilung im Raum ergibt sich dann zufällig aus den Parametern Alphabet und Geburtsjahr.


Modell Gelände

Studien Farbglas 1 am Modell

Studien Farbglas 2 am Modell